Mein kleiner Aberglaube

Mein kleiner Aberglaube

Mein kleiner Aberglaube

Gilbert Keith Chesterton hat gesagt, wenn die Menschen nicht mehr an Gott glauben, dann glauben sie an alles Mögliche. Früher nannte man so etwas Aberglauben. Heute hat man dafür andere Begriffe, aber die Sache selbst hat sich nicht geändert.

Allein, was ich schon in meinem Leben beobachtet habe, an was Menschen so „glauben“: An Steine, an Sterne, an Mondphasen, an Karten, an das Schicksal, an die Wiedergeburt, an Wahrsagen. Manche glauben auch an Globuli, an den Kohleausstieg und an Taschenbücher zum Thema Buddhismus. Neuerdings glauben viele, sich mit einer Maske vor dem Tod schützen zu können.

Da ist mir mein unspektakulärer, aber solider Glaube an Gott doch näher. Und je älter ich werde, desto mehr empfinde ich Dankbarkeit dafür, daß er mir die Gnade geschenkt hat, an ihn zu glauben und mir so viel Hokuspokus und viele falsche Aufgeregtheiten erspart.

Aber einen kleinen Aberglauben habe auch ich: Wenn ich Dinge vermisse, dann bitte ich den Heiligen Antonius von Padua darum, daß ich sie wiederfinde. So vermisste ich neulich für ein paar Tage einen meiner Autoschlüssel. Gestern Morgen bat ich den Heiligen Antonius um Hilfe – gestern Mittag war der Schlüssel wieder da. Das funktioniert seit Jahren so. Und wenn ich etwas nicht wiederfinde, ist es mir gestohlen worden – dann hilft das Gebet zum Heiligen Antonius leider nicht.

Übrigens: Den Heiligen Antonius kann man auch anrufen, wenn man seinen Glauben an Gott verloren und sich im Labyrinth des Aberglaubens verlaufen hat. Das entsprechende Gebet lautet:
Glorreicher heiliger Antonius, du hast die göttliche Macht ausgeübt, verlorene Dinge wiederzufinden. Hilf mir, die Gnade Gottes wiederzuerlangen und mach mich stark im Dienst an Gott und an den Tugenden. Lass’ mich das Verlorene wiederfinden und zeige mir so deine Güte. Amen.

Bild von JacLou DL auf Pixabay
Der Leichenschmaus

Der Leichenschmaus

Der Leichenschmaus

Nächste Woche bin ich wieder eingeladen zum Leichenschmaus, der in unseren Breiten eher das „Kaffeetrinken“ nach der Beerdigung genannt wird. Darauf freue ich mich, denn meist sind diese geselligen Runden nach einer Beerdigung sehr entspannt. Leute, die noch vor ein paar Minuten in Tränen aufgelöst waren, lächeln plötzlich wieder. Wie schön.

Der „Leichenschmaus“ ist eine alte und eine gute Tradition. Er soll den Hinterbliebenen signalisieren, dass das Leben weitergeht und der Tod nur eine Station des irdischen Lebens darstellt. Das gemeinsame Essen soll im Gedenken an den Toten stattfinden und einen zwanglosen Rahmen bieten, in dem Geschichten rund um den Toten erzählt werden können, in Ergänzung zur kirchlichen Bestattung. Das Erzählen von Geschichten und Anekdoten dient zur Auffrischung der positiven Erinnerungen an den Verstorbenen. Die dabei oft entstehende Heiterkeit kann helfen, Emotionen abzubauen und mit der Trauerarbeit zu beginnen; der Leichenschmaus kann daher helfen, Abstand vom traurigen Anlass zu gewinnen und wieder eine gewisse Normalität zu erreichen. Denn die neue Normalität wird sich einstellen, sie muss sich einstellen, wenn man getröstet werden will.

Ich empfinde die Atmosphäre dort immer sehr entspannt. Schade ist nur, daß es mit den Leichenschmausen weniger wird, weil vielen Menschen schlicht das Geld fehlt, ihre Gäste wunschgemäß und großzügig zu verköstigen.