Heldentod
In der letzten Zeit habe ich Romane gelesen, in denen zum Teil das sinnlose Sterben von Soldaten in den beiden Weltkriegen vorkommt. „Heldentod“ nannte man das damals – heute würde man dies als einen klassischen Fall von „Framing“ bezeichnen.
Heute nennt niemand mehr das Sterben von Soldaten im Krieg einen „Heldentod“, zumindest nicht in unserer Kultur. Über das sinnlose Sterben von Soldaten im Krieg ist schon viel geschrieben worden im 20. Jahrhundert. Mich hat eine Kurzgeschichte von Heinrich Böll stark beeindruckt, die ich schon während der Schulzeit gelesen habe: „Wanderer kommst du nach Spa“.
Ein ganz junger Mann, den man von der Schulbank weg zu Militär eingezogen hat, wird schwer verwundet in ein Notlazarett eingeliefert. In seinem Dämmerzustand erkennt er, daß dieses Lazarett seine ehemalige Schule ist. Auf der Tafel erkennt er seine eigene Schrift wieder. Er sollte nämlich folgenden Spruch an die Tafel schreiben:
„Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest
Uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl“
Er hat diesen Satz jedoch nicht zu Ende schreiben können. Auf der Tafel stehen lediglich die Worte „Wanderer, kommst du nach Spa“. Dann bricht der Satz ab.
Für mich ist diese Kurzgeschichte das Sinnbild für die Sinnlosigkeit des Krieges schlechthin geworden. Vom pathetischen Zweizeiler, die den Heldentod der Spartaner 480 v.Chr. bei der Verteidigung der Thermopylen rühmt – die Spartaner hatten sich bis zum letzten Mann aufgeopfert – bleibt ein banaler, sinnfreier Halbsatz übrig.
Für mich ist die Sinnlosigkeit dieses abgebrochenen Satzes die bittere Wahrheit hinter dem „Heldentod“: Das sinnlose Ende eines viel zu kurzen Lebens. Denn nichts anderes ist viel zu oft das Sterben junger Menschen im Krieg gewesen. Und das „Feld der Ehre“ ist ein zum Lazarett umgebauter Zeichensaal einer Schule.
Bild von Steve Buissinne auf Pixabay