Mutter Corona und Mutter Teresa
Bitte nicht falsch verstehen: Es ist nachvollziehbar, daß auch unsere Kirchenleitung Verantwortung für die Gesundheit ihrer Angestellten und Mitarbeiter tragen. Die Frage, ob sie auch Verantwortung für die Gesundheit der Gläubigen haben, ist nicht so einfach zu beantworten.
Seit einiger Zeit kann man wieder Gottesdienste besuchen, die aber man eher Gesundheitsdienste nennen sollte. Man hat sich bei den „Hygienekonzepten“ viel Mühe gegeben. Ich habe mal gegoogelt, ob die Kirche auch eine Heilige Hygiene verehrt, bin ich nicht fündig geworden. Aber das kann man ja ändern.
Was mich irritiert, ist der Geist, der aus diesen Verordnungen, diesen „Botschaften“, atmet. Es ist nicht der Geist der tätigen Nächstenliebe, der aktiven Fürsorge, der Seelsorge. Es ist der Geist der Sterilität. Mutter Corona hat Mutter Teresa ersetzt. Unter der aktuellen Hygienesorge hätte es die Seelsorge und die Fürsorge einer Mutter Teresa und vieler anderer Heiligen nie gegeben. Es gäbe keine Barmherzigen Brüder, keine katholischen Krankenhäuser, keine Caritas, keine Sterbesakramente. Jesus heilte den Aussätzigen, in dem er ihn berührte (Mk 1,41). Angesichts der geltenden Hygienemaßen müsste er die Heilung verweigern. Der Mensch ist wieder für den Sabbat da und nicht der Sabbat für den Menschen.
Hier beerdigen wir gerade auch ein Stück christliches Selbstverständnis. Christentum ist gelebte Zuwendung, nicht befohlene Abwendung. Bei der Entwicklung der aktuellen Infektionszahlen kommen auch mir immer mehr Zweifel auf, ob der ganze Zirkus überhaupt noch nötig ist, ja ob er je nötig war. Und manchmal habe ich bei Politikern und Wissenschaftlern den Eindruck, daß sie die berühmte „zweite Welle“ förmlich herbeisehen, damit ihr Aktivismus nicht nach und nach ad absurdum geführt wird.
Aber es gibt auch gute Nachrichten: Auf den Beerdigungen kehrt mehr und mehr Normalität ein. Die Menschen können mehr und mehr wieder in Würde von ihren Liebsten Abschied nehmen. Und das ist auch ein Trost.