Wut statt Trauer?

Wut statt Trauer?

Wut statt Trauer?

Der Tod eines geliebten Menschen kann sehr unterschiedliche Emotionen hervorrufen. Die „klassischen“ Emotionen sind Trauer, Verzweiflung, Schmerz, Hilflosigkeit. All das sind Emotionen, für die jeder Mensch Verständnis aufbringt. Aber Wut? Tatsächlich habe ich in meiner Berufspraxis viele Menschen erlebt, die über den Tod, den Verlust, extrem wütend waren.

Diese Menschen haben aber oft das Gefühl, daß die Wut keine angemessene Reaktion auf das Sterben ist. Oft sind sie wütend, aber sie versuchen, diese Wut zu kaschieren oder vor anderen (und sich selbst) zu rechtfertigen. Manche meinen, sie „dürften“ nicht wütend sein. Denn Die Wut gilt in den meisten Kulturen als verwerflich und ist gesellschaftlich nicht akzeptiert. Sie entspricht nicht dem erwarteten Sozialverhalten. Wer gilt schon gerne als „Wüterich“? Oder als „Choleriker“?

Dabei ist die Wut eine gesunde Form, zu trauern. Prinzipiell kann in Ausnahmesituationen und unter starkem Stress jeder Mensch wütend werden. Und was ist mehr „Ausnahmesituation“ oder „Stress“ als der Verlust eines Menschen? Wenn einem in der Trauer die Wut packt, dann ist das eine „normale“ Reaktion auf ein „unnormales“ Ereignis.

Wenn ich mit wütenden Trauernden zu tun hatte, war sie weniger auf Gott oder das Schicksal wütend, sondern auf den oder die Verstorbene selbst. „Wie konnte er / sie mir das antun?“, so lautete oftmals die wütende Frage an mich. Wer so redet, fühlt sich verraten, im Stich gelassen. Wut ist eine Form, den Verlust eines Menschen zu beklagen. Das ist normal, und manchen hilft es sogar, mit ihrer Trauer umzugehen.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass häufig unterdrückte Wut Krankheiten hervorrufen kann, vergleichbar mit ständiger Belastung durch Stress. Also raus mit der Wut. Sie kann zur Trauer dazu gehören, muss es aber nicht. In der Regel ist es auch so, daß sie relativ schnell wieder verfliegt. Es muss also nicht heißen, „Wut statt Trauer“, sondern „Wut und Trauer“. Und was andere von einem denken, soll einem ziemlich egal sein, wenn man trauert.

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Mein kleiner Aberglaube

Mein kleiner Aberglaube

Mein kleiner Aberglaube

Gilbert Keith Chesterton hat gesagt, wenn die Menschen nicht mehr an Gott glauben, dann glauben sie an alles Mögliche. Früher nannte man so etwas Aberglauben. Heute hat man dafür andere Begriffe, aber die Sache selbst hat sich nicht geändert.

Allein, was ich schon in meinem Leben beobachtet habe, an was Menschen so „glauben“: An Steine, an Sterne, an Mondphasen, an Karten, an das Schicksal, an die Wiedergeburt, an Wahrsagen. Manche glauben auch an Globuli, an den Kohleausstieg und an Taschenbücher zum Thema Buddhismus. Neuerdings glauben viele, sich mit einer Maske vor dem Tod schützen zu können.

Da ist mir mein unspektakulärer, aber solider Glaube an Gott doch näher. Und je älter ich werde, desto mehr empfinde ich Dankbarkeit dafür, daß er mir die Gnade geschenkt hat, an ihn zu glauben und mir so viel Hokuspokus und viele falsche Aufgeregtheiten erspart.

Aber einen kleinen Aberglauben habe auch ich: Wenn ich Dinge vermisse, dann bitte ich den Heiligen Antonius von Padua darum, daß ich sie wiederfinde. So vermisste ich neulich für ein paar Tage einen meiner Autoschlüssel. Gestern Morgen bat ich den Heiligen Antonius um Hilfe – gestern Mittag war der Schlüssel wieder da. Das funktioniert seit Jahren so. Und wenn ich etwas nicht wiederfinde, ist es mir gestohlen worden – dann hilft das Gebet zum Heiligen Antonius leider nicht.

Übrigens: Den Heiligen Antonius kann man auch anrufen, wenn man seinen Glauben an Gott verloren und sich im Labyrinth des Aberglaubens verlaufen hat. Das entsprechende Gebet lautet:
Glorreicher heiliger Antonius, du hast die göttliche Macht ausgeübt, verlorene Dinge wiederzufinden. Hilf mir, die Gnade Gottes wiederzuerlangen und mach mich stark im Dienst an Gott und an den Tugenden. Lass’ mich das Verlorene wiederfinden und zeige mir so deine Güte. Amen.

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Der Leichenschmaus

Der Leichenschmaus

Der Leichenschmaus

Nächste Woche bin ich wieder eingeladen zum Leichenschmaus, der in unseren Breiten eher das „Kaffeetrinken“ nach der Beerdigung genannt wird. Darauf freue ich mich, denn meist sind diese geselligen Runden nach einer Beerdigung sehr entspannt. Leute, die noch vor ein paar Minuten in Tränen aufgelöst waren, lächeln plötzlich wieder. Wie schön.

Der „Leichenschmaus“ ist eine alte und eine gute Tradition. Er soll den Hinterbliebenen signalisieren, dass das Leben weitergeht und der Tod nur eine Station des irdischen Lebens darstellt. Das gemeinsame Essen soll im Gedenken an den Toten stattfinden und einen zwanglosen Rahmen bieten, in dem Geschichten rund um den Toten erzählt werden können, in Ergänzung zur kirchlichen Bestattung. Das Erzählen von Geschichten und Anekdoten dient zur Auffrischung der positiven Erinnerungen an den Verstorbenen. Die dabei oft entstehende Heiterkeit kann helfen, Emotionen abzubauen und mit der Trauerarbeit zu beginnen; der Leichenschmaus kann daher helfen, Abstand vom traurigen Anlass zu gewinnen und wieder eine gewisse Normalität zu erreichen. Denn die neue Normalität wird sich einstellen, sie muss sich einstellen, wenn man getröstet werden will.

Ich empfinde die Atmosphäre dort immer sehr entspannt. Schade ist nur, daß es mit den Leichenschmausen weniger wird, weil vielen Menschen schlicht das Geld fehlt, ihre Gäste wunschgemäß und großzügig zu verköstigen.

Alptraum eines Grabredners

Alptraum eines Grabredners

Alptraum eines Grabredners

Vor einiger Zeit hatte ich einen wirklichen Alptraum. Ich leitete eine ganz besondere Bestattung, die auf Wunsch des Auftraggebers in einer Art Besprechungsraum stattfand. Die Menschen saßen wahrhaftig auf Stühlen und an weißen Tischen.

Ich hatte meine Rede vor mir und wollte beginnen, da wurde ich in einem Anfall von Panik unsicher, ob der Name, der im Manuskript stand, auch der richtige sei. Falsche Namen sind der Super-GAU jedes Grabredners. Somit fing ich an, in dem Heft zu blättern, in dem ich meine Notizen mache, wenn ich bei den Angehörigen sitze und mit ihnen rede.

Aber ich fand die Seite in der schon ziemlich ramponierten Kladde nicht. Inzwischen entstand Unruhe in dem Raum. Die Leute fingen an, sich zu unterhalten, während ich immer krampfhafter nach dem Namen des Verstorbenen suchte. Schließlich standen die ersten auf und verließen den Raum.

Mein Auftraggeber wandte sich an mich mit den Worten, daß es wohl keinen Sinn machte, jetzt noch eine Beerdigung zu machen. Als ich fragte, ob es einen anderen Ort zu einer anderen Zeit geben sollte, nannte er mir das Haus X in der Straße Y.

Als ich auf die Straße kam, fiel mir auf, daß ich nicht wusste, wo die Straße Y ist und daß ich zudem vergessen hatte, wo ich mein Auto abgestellt hatte. Ich musste wohl oder übel zu Fuß gehen. So fragte ich einige Passanten, wo wohl die Straße Y sei. Sie schüttelten den Kopf. Ich dem Moment erwachte ich.

Natürlich ist das alles surreal. Denn es ist ein Traum. Aber er benennt die Urängste des Grabredners: Falsche Namen, unbekannte Orte, verlorene Notizen. Das ist real. Die Angst, als mich mein Navi einmal zu einem falschen Friedhof geführt hat, war von panischer Natur. Jetzt nur nicht zu spät kommen. Der Schreck, als ich auf dem Rednerpult feststellte, daß der Text der nächsten Seite nicht zur vorigen passte – ich hatte falsch eingelegt …

Bislang ist immer alles gut gegangen. Aber daß ich solche Träume hatte zeigt, daß die Angst vor solchen Pannen real ist. Und aus vielen Gesprächen weiß ich, daß große Pannen bei Beerdigungen für die Angehörigen traumatisch sein können.

Auferstehung: Wunsch oder Hoffnung?

Auferstehung: Wunsch oder Hoffnung?

Auferstehung: Wunsch oder Hoffnung?

Zu den wunderlichsten Erfahrungen, die ich in meiner Tätigkeit mache, gehört, daß manche Menschen mir erzählen, daß sie nicht an Gott glauben, aber gleichzeitig ganz konkrete Vorstellungen vom Leben nach dem Tod haben. Gottgläubige Christen wie ich sind da eher zurückhaltend und sagen: Ja, wir haben die Hoffnung auf die Auferstehung, aber Genaues können wir nicht wissen.

Wie passt das alles zusammen? Ich denke, G.K. Chesterton hatte recht: Wenn die Menschen nicht mehr an Gott glauben, glauben sie an alles Mögliche. Öfters vermischen sich auch Auferstehungs- und Wiedergeburtsfantasien auf Basis einer völlig missdeuteten Wiedergeburtslehre.

Auferstehung und Auferstehungshoffnung ist ganz anders. Am Dritten Tag nach der Kreuzigung und danach muss sich Unerhörtes ereignet haben in Jerusalem und in Galiläa. Etwas, was die zu Tode verängstigten Jünger aus ihren Verstecken herausgelockt und was die Basis für die ersten Gemeinden gebildet hat. Etwas sehr Reales allemal. Der orthodoxe Ostergruß lautet demnach auch: „Der Herr ist auferstanden – der Herr ist wahrhaft auferstanden“.

Es ist kein frommer Wunsch, es ist eine lebendige Hoffnung, die auf der Botschaft Christi basiert: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin“ (Jo 14, 2-3).

Hier geht es nicht um Erneuerung unseres irdischen Lebens. Nein, hier geht es um das ganz andere. Um Gottes Herrlichkeit. Natürlich wissen wir nicht, was uns nach unserem Tod erwartet. Aber wir begraben unsere Toten in der Hoffnung auf die Auferstehung, auf einen Platz im Himmel. Und in der Gemeinschaft der Lebenden und der Verstorbenen werden wir bei Gott nicht vergessen sein, auf wenn sich auf Erden niemand mehr an uns erinnert. Und das sollte uns ein echter Trost sein.

Das Requiem

Das Requiem

Das Requiem

Wenn wir „Requiem“ hören, denken wir zunächst an die Werke von Mozart, Verdi, Fauré oder andere, die konzertant aufgeführt werden. Hierbei handelt es sich allerdings lediglich um Vertonungen des Requiems.

Das Requiem selbst aber ist zuallererst die Liturgie der heiligen Messe bei der Begräbnisfeier der katholischen Kirche. Er leitet sich vom Incipit des Introitus Requiem aeternam dona eis, Domine („Ewige Ruhe schenke ihnen, o Herr“) ab. Das Proprium (der Eigentext) der Liturgie des Requiems entspricht dem des Allerseelentages.

Eucharistische Begräbnisfeiern sind seit Ende des 2. Jahrhunderts belegt. Verschiedene lokale Varianten wurden dann im Konzil von Trient (1545) vereinheitlicht und im „Missale Romanum“ (1570) offiziell festgelegt. Durch das Zweite Vatikanische Konzil und die Liturgiereform 1970 wurden nur geringfügige Änderungen vorgenommen.

In den Eingangsworten Requiem aeternam dona eis, Domine kommt der Charakter der Totenmesse, das Flehen der Lebenden für das Seelenheil der Verstorbenen, zum Ausdruck. Das Requiem ist also die „Totenmesse“, die die katholische Kirche für die Verstorbenen hält, auch „Seelenamt“ genannt. Sie ist ein integraler Bestandteil der katholischen Begräbnisliturgie, kann aber – im Gegensatz zur eigentlichen Beisetzung – nur von einem ordinierten Priester durchgeführt werden.

In der Regel findet das Seelenamt vor der Beisetzung statt. Man kann die Reihenfolge aber auch umkehren und erst den Leib zur Beisetzung bringen und anschließend das Seelenamt als Auferstehungsamt feiern.

Originaltext (Latein) Übersetzter Text
I. Introitus
Requiem aeternam dona eis, Domine:
et lux perpetua luceat eis.
Te decet hymnus, Deus, in Sion,
et tibi reddetur votum in Jerusalem:
exaudi orationem meam,
ad te omnis caro veniet.
Requiem aeternam dona eis Domine …
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe,
und das ewige Licht leuchte ihnen.
Dir gebührt Lob, Herr, auf dem Zion,
Dir erfüllt man Gelübde in Jerusalem.
Erhöre mein Gebet;
zu Dir kommt alles Fleisch.
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe …
II. Graduale
Requiem aeternam dona eis, Domine:
et lux perpetua luceat eis.
In memoria aeterna erit justus:
ab auditione mala non timebit.
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe,
und das ewige Licht leuchte ihnen.
In ewigem Gedenken lebt der Gerechte fort:
vor Unglücksbotschaft braucht er nicht zu bangen.

(Quelle: Wikipedia)

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