„Hölle“ und „Fegefeuer“
Man muss zugeben, daß die Angst vor der Hölle oder dem Fegefeuer nach dem Tod in den modernen Gesellschaften so gut wie verschwunden ist. Auch Drohungen mit der Hölle verfehlen weitgehend ihre Wirkung; zumindest bei Erwachsenen. Das ist keinesfalls zu bedauern. Zumindest sind die Bilder von Höllenfeuer und gehörnten Teufeln Produkte reinen Aberglaubens.
Dennoch lohnt es, sich mit dem Thema zu befassen. Denn theologisch existiert die „Hölle“ nämlich durchaus. Im Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) findet sich folgende Definition:
„In Todsünde sterben, ohne diese bereut zu haben und ohne die barmherzige Liebe Gottes anzunehmen, bedeutet, durch eigenen freien Entschluss für immer von ihm getrennt zu bleiben. Diesen Zustand der endgültigen Selbstausschließung aus der Gemeinschaft mit Gott und den Seligen nennt man ‚Hölle‘.“ (KKK 1033).
Hölle ist damit die Konsequenz für die, die ihre Todsünden zu Lebzeiten nicht bereuen wollen und sich dadurch bewusst von Gott entfernen. Das hat auch was Tröstliches. Denn wir alle empfinden es als skandalös, wenn Menschen für ihre Missetaten nicht bestraft, sondern im irdischen Leben sogar „belohnt“ werden. Wenn sich kein irdischer Richter findet, der sie verurteilt.
So gesehen gehört die Hölle zum Christentum wie der Himmel. Im Gleichnis vom Weltgericht (oder Jüngsten Gericht) wird das sehr deutlich auf den Punkt gebracht: Wer Gott in seinem Nächsten dient, landet im Himmel, wer sich dem Dienst verweigert, in der Hölle (Mt 25,31-46). Das bedeutet nicht, nur Gutes zu tun in der Hoffnung auf Belohnung. Letztlich werden wir nicht gerecht durch unsere Werke, sondern durch Gottes Gnade. Aber das ist ein anderes Feld.
Dostojewski hat einmal einen Satz geschrieben, der das Problem der irdischen und göttlichen Gerechtigkeit auf den Punkt bringt: „Wenn Gott nicht existiert, ist alles erlaubt“. Genau nach dem Motto haben später die Mörderbanden des Totalitarismus gehandelt: Gott existiert nicht, wir sind selbst die Wahrheit, also ist uns alles erlaubt. Unvorstellbare Verbrechen mit Millionen Tote waren die Folge.
Nach christlicher Lehre gewährt Gott auch Gnade dem, der vor seinem irdischen Tod aufrichtig seine Untaten bereut. Und das Fegefeuer ist dann die allerletzte Chance. Es ist ein Läuterungsprozess nach dem irdischen Tod, den diejenigen durchlaufen müssen, die zwar das ewige Heil im Himmel erlangen, aber noch einer Läuterung bedürfen, um in die ewige Seligkeit eintreten zu dürfen. Die Menschen können für die „Armen Seelen“ im Fegefeuer beten. Es ist also durchaus nützlich und tröstlich.