St. Martin
Der Heilige Martin gehört zu den populärsten Heiligen der Kirche. Besonders das Brauchtum (Laternenumzüge, Martinsgans u.a.) erfreut Kinder und Erwachsene. Um so schlimmer, daß man den Kindern dieses Jahr diese Freude weggenommen hat.
Theologisch steht der Heilige Martin für die Verkündigungen Jesu im Weltgericht: „Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Der Bettler, mit dem Martin seinen Mantel teilt, ist Gott selbst in Gestalt eines seiner geringsten Brüder. Wir können also stolz sein auf unseren Heiligen und es besteht kein Anlass, das Martinsfest hinter einem „Laternenfest“ zu verstecken.
Unsere Martinsgans essen wir ja, weil in der Legende die Gänse mit ihrem Geschnatter den Heiligen Martin verraten haben, als er sich vor denen verstecken wollte, die ihn zum Bischof machen wollten. Tatsächlich begann in der Alten Kirche zu St. Martin am 11. November die vorweihnachtliche Fastenzeit. Sie dauerte sechs Wochen, 40 Tage, wie die vorösterliche heute noch. Und wie vor Beginn des vorösterlichen Fastens ließ man es sich auch vor Beginn des vorweihnachtlichen Fastens noch einmal gutgehen.
Zudem war Martini das Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres, neuer Wein konnte probiert werden (Martinswein) es war der Termin für den Viehabtrieb oder das Ende des Weidejahres sowie der traditionelle Tag, an dem die Entrichtung des Zehnten fällig war. Die Steuern wurden früher in Naturalien bezahlt, auch in Gänsen. An diesem Tag begannen und endeten Dienstverhältnisse, Pacht-, Zins- und Besoldungsfristen. Wie so oft, greifen der bäuerliche und der kirchliche Kalender ineinander.
Die Tradition, daß der rheinische Karneval seine Session am 11. November eröffnet, ist allerdings erst im 19. und 20. Jahrhundert entstanden und hat mit dem bäuerlichen und christlichen Brauchtum nichts zu tun.
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