Sterben mit Corona
Bislang hatte ich noch niemanden, der durch das Corona-Virus verstorben ist. Aber ich hatte vermehr welche, die mit dem Virus gestorben sind. Gestern saß ich mit Ehefrau und Sohn eines Verstorbenen zusammen, der die letzten drei Jahre aufgrund schwerer Demenz im Pflegeheim leben musste.
Seine Frau besuchte ihn täglich, die Kinder und von ihm geliebten Enkel kamen regelmäßig. Dann wurden die Besuche untersagt und der alte, demente Mann, verbrachte alle seine Zeit allein – oder zumindest ohne die Menschen, die ihm nahestanden.
Seine Frau erzählte, daß es ab dem Tag 1 der Quarantäne mit ihrem Mann bergab ging. War er noch vorher täglich im Garten spazieren, war jetzt all das, was ihn noch aufrechterhielt, verschwunden. Er durfte nicht mehr nach draußen und er durfte keinen Kontakt nach außen haben. Zum Telefonieren war er zu dement, aber er hat seine Familie noch immer erkannt.
Jetzt, nach drei Wochen, ist er gestorben. Alleine. Nicht an Corona, aber wegen Corona. Wegen der Maßnahmen, die zu seinem „Schutz“ ergriffen wurden. Es ist pervers. Eine andere Witwe erzählt, daß auch sie ihren Mann beim Sterben alleine lassen musste und nicht zu ihm durfte.
Ein Bestatter erzählte mir, daß eine Frau bei der Beerdigung nicht mit ihren beiden kleinen Kindern zum Grab des Opas gehen durfte, weil sie angewiesen wurde, nur zu zweit dort hinzugehen. Also ging sie zweimal mit je einem Kind.
Alte in die Einsamkeit treiben, zu isolieren, ihnen die Begleitung beim Sterben zu verwehren. Immerhin gestatten unsere Bischöfe den Priestern die Spendung der Sterbesakramente. Seelsorgerische Begleitung allerdings nur nach Rücksprache mit der Heimleitung. Welch ein Hohn!